Soziolinguistik Abi '91
an der Klaus-Harms-Schule Kappeln

- Die Zeitung -
Abi-Lied


``Frau Direktor''

Dieses Zitat von Herrn Oesterling dürfte wohl die Rolle Frau Eulers an unserer Schule am zutreffendsten umschreiben. Da sie die Oberstufe in allen Instanzen leitet, hätte ein Fehlen ihrer Persönlichkeit schwerwiegendste Konsequenzen. Neben ihr gibt es keine Führungspersonen, wenige stehen nur aufgrund ihres Titels auf ähnlich hohem Niveau, ihnen muß jedoch jegliche Kompetenz abgesprochen werden (Stichwort Marionetten).

Frau Eulers allgemeinen Hang zum Perfektionismus wird vor allem in der Unterrichtsgestaltung deutlich: Schon ihre Grundkurse gelten als inoffizielle Leistungskurse ...

Sämtliches Unterrichtsmaterial wird genauestens behandelt, bei Interpretationen von Büchern bleiben im allgemeinen höchstens die Buchdeckel übrig. So bewältigen ihre Kurse zwar nur vergleichsweise wenige Exemplare, diese werden jedoch derart tiefgründig, auch zwischen den Zeilen interpretiert, wo andere lediglich weißes Papier zu entdecken imstande sind. Sich von Frau Euler unterscheidende Interpretationsansätze seitens der Schüler scheitern schon an der unschlagbaren Textkenntnis Frau Eulers - ein Beweis für die Oberflächlichkeit der Schüler.

Um diese Art der Unterrichtsmethodik durchführen zu können, ist verständlicherweise höchste Konzentration erforderlich. Raschelnde Zettel und klappernde Bleistifte verraten ihrem geschulten Ohr sofort jede Unaufmerksamkeit auf Schülerseite, die dann ruhig aber energisch zur Ruhe gebracht werden (``Das stört so'n bißchen ...''). Schiefstehende Tische, umgefallene Stühle und Mülleimer gefährden Frau Eulers Konzentration ebenfalls und müssen somit vor dem eigentlichen Unterrichtsbeginn geordnet werden (Deutsche (Un-)Tugend?). Um ihre Unterrichtsziele zu erreichen, wird derselbe knochentrocken durchgeführt. Für Verfilmungen zum Beispiel wird, nur wenn es unumgänglich ist, ein kurzer Zeitraum zur Verfügung gestellt, von dem etwa die Hälfte durch Frau Eulers mangelnde Technikkenntnisse am Videorecorder ohnehin schon verlorengeht.

Auch sonst wird jeder Unterrichtsausfall so gering wie möglich gehalten, so daß Frau Euler auch bei stärkster Erkältung, vollgestopft mit Antibiotika gegen Fieber, und Heiserkeit in der Schule erscheint. Notfalls wird der Unterricht mittels Zeichensprache geleitet - solange die Krankheit eine irgend geartete Kommunikation zuläßt. Sollte dennoch einmal eine Stunde ausfallen, so wird diesem, soweit vorhersehbar, mit einer vorher gestellten Aufgabe entgegengewirkt. Aber auch anderenfalls findet Wiebke Euler Möglichkeiten und Wege, die Schüler um eventuell entstehende Freistunden zu bringen: So besteht immer noch folgende: nämlich, ihrem treuen Ehegatten Arbeitsaufträge zur Verteilung mitzugeben (Originaldokument!):

Arbeitsauftrag für 3d2

Bücher und Zettel, die nicht im Unterricht ausgegeben werden können, werden den Schülern in den Pausen persönlich ausgehändigt bzw. läßt sie diese über Kollegen verteilen, damit die Bearbeitung möglichst frühzeitig beginnen kann.

Am Ende jeder Stunde wird nach typisch Eulerscher Art einige Minuten bzw. Minütchen überzogen, um die Ergebnisse abzuschließen und die stets auführlichen Hausaufgaben auftragen zu können. Die zwischenzeitliche Lösung unsererseits, 5 Minuten vor Stundenende dasselbige anzukündigen (Frau Eulers Uhr geht seltsamerweise immer um genau 3 Minuten nach, den Unterricht dagegen beginnt sie pünktlich) war da durchaus erfolgreich, wenn es auch die unangenehme Beeinträchtigung des Unterrichts bedeutete (``Danke, Britta!'').

Erdreistet sich jemand, die Hausaufgaben nicht zu machen und wird dabei ertappt (die Wahrscheinlichkeit hierfür ist gering, da i.A. nur ein(e) Schüler(in) vortragen darf - die Dunkelziffer ist jedoch beträchtlich), so wird er/sie mit ``Schnüffeln'' verbunden mit einem verächtlich-ernsten Blick bestraft, was bedeutet, daß Frau Eulers Ehre anzugreifen gewagt wurde.

Eine gute, aber wohl auch die einzige wirksame Möglichkeit, Frau Euler von der Ausübung ihres erschöpfenden Unterrichts abzuhalten und gleichzeitig Zeit bis zum Stundenende zu gewinnen, ist eine geschickt gestellte Frage zu den nächstliegenden Klausurterminen oder ähnlich organisatorischen Dingen, auf welche sie immer ausführlich und erklärend Auskunft gibt.

Spezielle unterrichtliche Aufgaben werden nach ebenfalls typisch Eulerscher Art von hierfür besonders qualifizierten ``Spezialisten'' erledigt (``Das ist doch 'ne Frage für unsere Naturwissenschaftler ...'').

Abwesenheit vom Unterricht und die folgenden Entschuldigungen werden mißtrauischst hinterfragt und überprüft; zwei Schülerinnen unseres Jahrgangs, die es sich herausgenommen hatten, Frau Eulers Unterricht fernzubleiben, spätere Kurse jedoch zu besuchen, wurden von Frau Euler - geschickt hinter einer Ecke verborgen, um jede Fluchtmöglichkeit zu vereiteln - aufgelauert und anschließend zur vernichtenden Rede gestellt.

Der unterrichtliche Perfektionismus spiegelt sich genauso in der Klausurkorrektur wider: Jede Klausur wird in ihre Einzelbestandteile zerlegt, um dann unter Verbesserung auch aller nicht angemessen erscheinenden Ausdrücke streng doch gerecht zensiert zu werden (``i.g. richtig''). Dieser Vorgang nimmt verständlicherweise einen Zeitraum von etwa 8 Wochen in Anspruch. Das, was für das lange Warten jedoch reichlich entschädigt, ist das jeweils gleiche Zeremoniell vor der Rückgabe. Frau Euler wagt, bei den nach 4-6 Wochen einsetzenden ersten, vorsichtigen Anfragen bezüglich des Korrekturfortschritts von Schülerseite, kühnste Prognosen bezüglich des Rückgabetermins, nicht ohne vorher auf ihre arbeitsreiche Zeit, zu der noch überraschend privater Besuch und ein heimischer Katzenaufstand hinzukamen, entschuldigend hingewiesen zu haben.

Schließlich wird die Klausur etappenweise, über mehrere Tage verteilt, zurückgegeben. Daß die Schüler in Konsequenz der langen Wartezeit das Klausurthema vergessen haben, kann eine genaue Besprechung nicht verhindern.

Diese ausführlichen Tatsachenbeschreibungen sind weniger als Kritik an ihrem Opfer sondern vielmehr als Ermahnung für den Berufskollegen gedacht!??!?! Sollten diese nicht vielen Lehrern zu denken geben; denn ein Großteil des Klaus-Harms-Kollegiums zeigt keinerlei derartige Tendenzen der Pflichterfüllung? Ganz im Gegenteil zu Frau Euler sind diese nämlich selbst bestrebt, einen möglichst hohen Unterrichtsausfall zum eigenen Wohl zu provozieren. Daß sich dann auch noch einige erdreisten, das obig beschriebene Verhalten als wohlmöglich krankhaft oder ähnlich zu bezeichnen, zeigt, daß sie selbst keinerlei Moral und Tugend besitzen und sollten sich anstelle derartiger Verunglimpfungen lieber an die eigene (Schnaps-)Nase fassen!

Ulf Martensen

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