Abi '91 an der Klaus-Harms-Schule Kappeln - Die Zeitung - |
Dem möglichen Vorurteil, daß eine Fahrt in die Wildnis grundsätzlich nur von ``alternativ'' angehauchten Personen unternommen wird, muß hier entschieden widersprochen werden, da eigentlich niemand dieser Gattung Mensch in der Gruppe vertreten war, dagegen jedoch jede Menge Chaoten den Kern der Gruppe bildeten, was letztlich zum Amusement der Gruppe (und zum Leid der Wildnis) wesentlich beitragen sollte.
Das Wetter während der gesamten Paddelei war gut bis sehr gut (d.V.e.), so daß nie Mißstimmung aufkam. Nur der erste Tag sollte uns verdeutlichen, wie so eine Tour bei Dauerregen aussehen kann.
Die ca. 50 km lange Route lag in einem Seengebiet (?) direkt an der norwegischen Grenze (die z.T. auch überschritten wurde) ca. 200 km nördlich von Göteborg, ausgehend von dem Kanu-Camp Grunnerud. Übernachtet wurde in Zelten auf verschiedenen einsamen Inseln, die und deren Bewohner nach unseren Aufenthalten wohl von der Zivilisation genug haben dürften. Der Besuch im einzigen ``Ort'' in der Gegend bedeutete den ersten Kontakt zu Menschen nach Tagen völliger Einsamkeit, verbunden mit dem Genuß des ersten Bieres seit Tagen zwangsweiser Enthaltsamkeit (nur vom Bier), auf das die meisten trotz der hohen Preise (und dennoch erschreckend niedrigen Vol%) nicht verzichten wollten oder konnten. Die Umtragestellen über Land wurden mit Wagen trotz z.T. erheblicher Länge gut gemeistert. Allabendlich wurde ein Lagerfeuer entfacht, bei deren Holzbeschaffung sich ein Gruppenmitglied (D. H.), seines Zeichens Eeeh-Krieger (sprich: Jäij), durch besonders große Einsatzfreude hervortat. Ebenso muß das alltägliche Hören des ``Tagesrésumés'' erwähnt werden. Da B. L. einen WalkmanTM mit Aufnahmevorrichtung ständig mit sich führte, konnte neben musikalischer Untermalung auch die gesamte Fahrt dokumentiert werden, was die Überlieferung manch lustiger Begebenheit an die Nachwelt bedeutet.
Da nicht jeder Tag zum Vorankommen benötigt wurde, war genügend Zeit für anderweitige Aktivitäten, so z.B. den ``Schwedentriathlon'' (Schwimmen 180 m (Wassertemperatur 0,3° C), Kanufahren 250 m, Wasser zum Kochen bringen, alles nacheinander auf Zeit) oder den (``Klein''-)Krieg, der fast den Verlust zweier Mitfahrer bedeutet hätte, da trotz zähester Verhandlungen kein Friede auszuhandeln war und diese daher in ihrer hoffnungslosen Verbannung hätten bleiben müssen, wäre nicht noch die personifizierte pädagogische Vernunft anwesend gewesen. Auch auf Delikatessen mußte nicht verzichtet werden, denn durch Improvisationskünste gelang es, in den Genuß von Pizza und Pfannkuchen zu kommen.
Letztlich muß gesagt werden, daß nur eines der ansonsten stabilen Alukanadier trotz härtester Beanspruchung und mehrmaligen Versenkens letztlich leckschlug (und das erst am letzten Tag), so daß ein Totalverlust vermieden werden konnte.
Im krassen Gegensatz zur gesamten Fahrt mit nur wenigen negativen Vorfällen wurde die Rückfahrt durch den alkoholbedingten Totalausfall einiger Schwedenfahrer überschattet, da diese meinten, den 1-wöchigen Verzicht (?) auf diese Droge (!) innerhalb kürzester Zeit aufholen zu müssen, und konnten so im Verlauf der verhängnisvollen Nacht nur durch den aufopferungsvollen Einsatz der anderen vor der Ausnüchterungszelle bewahrt werden, sorgten ansonsten aber für mittelschwere Verunreinigungen der Fähre (Stena Scandinavica, Deck 7, Treppe).
Abschließend kann diese Fahrt nur wärmstens weiterempfohlen werden, da sie nicht alltägliche Erfahrungen und Einblicke in die Wildnis ermöglichte, die man sonst als an Massenkonsum gewöhnter Mensch in unserer postmodernen Industriegesellschaft (?!) nicht mehr bekommt.
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