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Monterey Bay Aquarium Pyramide in Teotihuacan

Reisebericht

USA und Mexico City

März-Oktober 2001


September 2001

Der letzte Arbeitsmonat bei SRI brachte unter anderem Kajakpaddeln und eine Dienstreise nach Mexico City mit sich.

Sonnabend, 1. September 2001 (Menlo Park, Palo Alto, San Francisco)

Mein Mietwagen
Mein Mietwagen
Um am verlängerten Labor-Day-Wochenende ein wenig die entferntere Umgebung zu erkunden, besorge ich mir einen Mietwagen. Den kann ich dann am Flughafen lassen, wenn es am Dienstag nach Mexico City geht. Nachmittags Wäsche waschen und faul sein, gegen abend ein wenig Basketball (Freiwurfquote etwa 60%).

Abends fahre ich noch nach San Francisco. Irgendwie haben noch nicht alle die Stadt für einen Kurzurlaub verlassen, es ist recht voll. Dennoch ist es nicht zu schwer, einen Parkplatz zu finden. Sehr spät fahre ich wieder zurück.

Sonntag, 2. September 2001 (Menlo Park, Monterey, Gilroy)

Stau auf dem Weg nach Monterey
Stau
Eigentlich wollte ich heute recht früh nach Monterey aufbrechen, aber irgendwie ist es dann doch fast Mittag, bevor ich loskomme. Es ist zwar viel Verkehr, aber man kommt noch irgendwie durch. Insgesamt stehe ich heute etwa 30 Minuten im Stau.

Der Hafen von Monterey
Der Hafen von Monterey
Im völlig überfüllten Monterey parke ich beim Kanuverleih am Hafen (Parkplatz $5/Tag). Herumpaddeln wäre natürlich ganz nett, aber in dem Laden erfahre ich, daß es etwas nördlich von hier eine bessere Möglichkeit dafür gibt. Also gehe ich erstmal ins Monterey Bay Aquarium. Das ist 2 km entfernt, aber auf eine erneute Parkplatzsuche habe ich keine Lust, und so gehe ich zu Fuß dorthin.

Fische und Seegras im Monterey Bay Aquarium
Monterey Bay Aquarium
Das Aquarium ist sehr interessant und bietet allerlei für groß und klein: Algen, Tang, Muscheln, Otter, Fische, Haie, Vögel, Poster, T-Shirts, CDs und einen mechanischen Gezeitensimulator für die Technikinteressierten. Als ich das Aquarium verlasse, steht fest, daß ich in dieser Gegend noch einen Tag länger bleibe. Daher mache ich erstmal eine telefonische Hotelreservierung. Ich bin gut vorbereitet und habe einen Katalog der ``Motel 6''-Kette dabei. Motel 6 in Gilroy hat noch ein freies Zimmer.

Nebel am Pazifik
Nebel am Pazifik
Aber noch ist etwas Zeit, bevor es dunkel wird. Also fahre ich noch den 17-Mile-Drive entlang, der an besonders schönen Landschaften entlangführen soll. Es ist etwas neblig, aber trotzdem ganz nett. Entlang der Straße wird an vielen der Luxusvillen gebaut, die es hier zuhauf gibt.
Stau im Dunkeln
Stau im Dunkeln
Einen Teil ihres Reichtums verdanken die bestimmt den $8, die die Benutzung des 17-Mile-Drive kostet.

Als es dann ganz dunkel ist, fahre ich nach Gilroy, wo ich im Motel 6 einkehre. Auf dem Weg dorthin gibt wieder einen kleinen Stau. In Gilroy findet diesen Monat das jährliche Knoblauchfestival statt, was man auch deutlich riechen kann.

Montag, 3. September 2001 (Gilroy, Moss Landing, Menlo Park)

Einfahrt zum Kajakverleih am Highway 1
Kajakverleih am Highway 1
Das Motel hat noch nicht einmal Schampoo, und als Frühstücksersatz gibt es nur Kaffee. Von ersterem habe ich zum Glück noch eine Portion vom Hotel Terminus in Grenoble. Letzteres wird substituiert durch Automatenfutter.

Fischfang im Sturzflug
Fischfang im Sturzflug
Dann geht es los zum ``Elkhorn Slough'', einer Bucht des Pazifiks in der Nähe von Moss Landing. Dort miete ich ein Kajak und paddle einige Stunden herum. Die Landschaft kann kaum mit den mir bereits bekannten Paddelgewässern (z.B. in Schweden und Frankreich) kaum konkurrieren, doch die Fauna ist schon recht beeindruckend.
Startphase eines Pelikans
Startphase eines Pelikans
Um einen herum stürzen sich ständig braune Pelikane (pelecanus occidentalis) ins Wasser, um sich einen Fisch zu schnappen. Das Geräusch eines in wenigen Metern Abstand vorbeifliegenden Vogelschwarms kannte ich bisher auch noch nicht. Und überall schwimmen Otter herum. Auf Englisch heißen diese übrigens ``Otter''.

Gegen 14 Uhr mache ich mich dann auf den Rückweg. Wenig Probleme mit Stau. Morgen werde ich nach Mexico City fliegen, um die Konferenz ISIC 2001 zu besuchen.

Dienstag, 4. September 2001 (Menlo Park, San Francisco International Airport, Mexico City)

07:00 Wecker. Radio an, Nachrichten hören: HP will Compaq aufkaufen. 07:10 Aufstehen etc., dann fahre ich doch noch kurz zu SRI. 09:09 Los zum Flughafen San Francisco. 09:43 Am Flughafen gebe ich den Mietwagen ab. Insgesamt bin ich 360 Meilen (577 km) gefahren.

Mein Flugzeug
Mein Flugzeug
Das Einchecken für den Flug geht recht schnell, allerdings mache ich mir etwas Sorgen darüber, daß mein I-94-Kärtchen, welches ich für die Wiedereinreise in die USA benötige, meinem Reisepaß entnommen und an meine Bordkarte angeheftet wurde. Man geht wohl davon aus, daß ich nicht zurück will. Daher frage ich später am Ausgang nochmal nach. Die Dame wirft einen kurzen Blick auf Bordkarte und Paß, fragt dann in fehlerfreiem Deutsch: ``Wie lange bleiben Sie in Mexiko?'' - ``Eine Woche.'' Ohne weiteren Kommentar separiert sie mit einem Ruck blitzschnell Bordkarte und I-94-Kärtchen und gibt mir beides einzeln zurück. So einfach ist das.

Flugfutter
Flugfutter
Der Flug ist wenig spektakulär. Das Essen (pikantes Hühnchen mit Gemüsereis) ist für Flugfutter sehr gut. Der Film an Bord ist ``Shrek'',
Szene aus ``Shrek''
Szene aus ``Shrek''
ganz amüsant und verglichen mit Filmvorführungen auf anderen Flügen von herausragender Bild- und Tonqualität. Weitere Beschäftigungen: Zoll- und Einreiseformulare sowie eine Umfrage der United Airlines ausfüllen.

Am Flughafen von Mexico City geht die Abwicklung beim Zoll und bei der Einreisebehörde recht schnell. Danach stürmen gleich Leute auf mich zu, die mir ein Taxi besorgen wollen. Glücklicherweise bin ich darüber informiert, wie man es richtig macht:
Kreuzung in der Nähe des Hotels
In der Nähe des Hotels
Ich gehe zu einem offiziellen Taxischalter in der Flughafenhalle (draußen gibt es auch noch einen) und kaufe schon dort ein Ticket für eine Fahrt mit einem offiziellen Flughafentaxi (weiß/gelb mit einem schwarzen Flugzeug darauf). Draußen gehe ich dann an den etwas billigeren (aber u.U. gefährlichen) grünen Taxis vorbei und nehme ein Flughafentaxi, welches mich zum Hotel bringt. Leider spricht der Fahrer kein Englisch, so daß ich stumm seine rasende Fahrt durch die Stadt genieße, die auch nicht langsamer wird, als heftiger Regen einsetzt.

Zimmer 2708
Zimmer 2708
Im Hotel Presidente Inter-Continental wird dann eingecheckt, und ich gehe auf mein Zimmer 2708. Kurz danach begebe ich mich eilig in die Konferenzräume, um noch den Rest des Empfangs für die Konferenzteilnehmer mitzubekommen. Zu Essen ist aber schon nichts mehr da, und Freigetränke gibt es nur gegen einen Gutschein, den ich noch nicht habe, weil der bei den Konferenzunterlagen ist, die ich noch nicht bekommen habe. Der entsprechende Tisch zur Anmeldung ist zwar noch besetzt, aber man teilt mir lapidar mit, daß der jetzt geschlossen ist. Pappnasen.

Etwas hungrig gehe ich zu Bett.

Mittwoch, 5. September 2001 (Mexico City)

Morgens Frühstücksbuffet (incl. Trinkgeld umgerechnet etwa 45 DM). Dann beginnt die Doppelkonferenz CCA/ISIC 2001, die bis auf wenige Vorträge eher langweilig ist. Mittags esse ich nicht im Hotel (unbezahlbar), sondern gehe mit ein paar Leuten in ein Restaurant in der Nähe, wo es sehr gutes Essen (ich esse Tostada) recht günstig gibt.

Blick aus dem Hotelzimmer
Blick vom Hotelzimmer
Abends gibt es Gewitterregen. Die Wassermassen in den Straßen können die Leute aber kaum davon abhalten, ihren Fahrstil zu ändern. Die Polizei versucht, etwas Ordnung zu schaffen. Deren Lautsprecherdurchsagen hört man sogar hier im 20. Stock.

Donnerstag, 6. September 2001 (Mexico City)

Heute brauche ich das Frühstück nicht zu bezahlen, da die Vortragenden am Tag ihres Vortrags ein gemeinsames Frühstück gestellt bekommen.
Mein Mittagessen
Mein Mittagessen
Mein Vortrag läuft recht gut, und die Leute scheinen auch interessiert zu sein.

Mittags wieder ein Restaurant in der Nähe. Das Essen ist recht gut, auch wenn das Fleisch etwas nach ``vom LKW überrollt'' aussieht.

Der Hauptgang
Der Hauptgang
Abends gibt es das Konferenzdinner. Die vielen Tische und Stühle sehen sehr eindrucksvoll aus. Das Essen ist recht gut, aber nicht besonders spektakulär. Neben dem Essen werden noch einige Reden gehalten und etliche Preise verliehen.

Freitag, 7. September 2001 (Mexico City)

Park im Regen
Park im Regen
Die Konferenz geht nur bis etwa 13 Uhr, danach mache ich mich nach mit einigen Kollegen zunächst zu einem günstigen Mittagessen und danach ins Stadtzentrum auf. Die U-Bahn ist hier sehr billig; ein Ticket kostet umgerechnet etwa 50 Pfennige.

Markt unter Wasser
Markt unter Wasser
Im Zentrum schauen wir uns auf einem Markt um, wo zahlreiche Dinge (meist handwerkliche Produkte) an Touristen verschachert werden. Da es schon seit einiger Zeit recht stark regnet, sind Teile des Markts so hoch überschwemmt, daß man dort nicht mehr trockenen Fußes durchkommt.

Extrem volle U-Bahn
Extrem volle U-Bahn
Auf der Rückfahrt wird es noch ganz interessant: Die U-Bahn ist so stark überfüllt, daß wir erst die 3. U-Bahn besteigen, die ankommt, und selbst dann kommt nur ein Teil von unserer Gruppe mit; der Rest fährt mit der 4. U-Bahn.

Blick aus dem Hotelzimmer bei Nacht
Blick nach draußen bei Nacht
Abends gehen wir noch essen, diesmal Fisch. Das Restaurant ist nicht schlecht, hat aber einige Schwierigkeiten, für einen meiner Kollegen eine vegetarische Mahlzeit zusammenzustellen.

Sonnabend, 8. September 2001 (Mexico City, Teotihuacan)

Kakerlake
Kakerlake
Morgens entdecke ich im Bad eine Kakerlake. Die ist zwar nicht so groß wie die letztes Jahr in New York City, aber dennoch meiner Meinung nach nicht angemessen für so ein teures Hotel (dreimal so teuer wie das in New York City). Ich töte das Tier sorgfältig und bewahre es erst einmal in einer Papierserviette auf.

Wandmalereien
Wandmalereien
Heute stehen für mich zwei Bustouren an: Eine Stadtrundfahrt und ein Besuch bei den Pyramiden nördlich von Mexico City. Morgend fahren wir zunächst ins Stadtzentrum zum großen Platz (Zocalo), umringt von allerlei wichtigen Gebäuden. Im Nationalpalast bestaunen wir die zahlreichen Wandgemälde, die die politische, kulturelle und religiöse Geschichte Mexikos beschreiben.
Altar in der Kathedrale
Altar in der Kathedrale
Dann werfen wir einen Blick in die Kathedrale, in der bei der Dekoration mit Gold nicht gerade gespart wurde. Ein sinnloser Stopp ist der Besuch bei einem Laden, der so ziemlich alle vorstellbaren Souvenirs anbietet, von Mamortischen bis hin zu ausgestopften Fröschen, die als Mariachi-Band dekoriert sind.

Der ``Kalender''
Der ``Kalender''
Den Abschluß der ersten Tour bildet ein Besuch im anthropologischen Museum, das sich ganz in der Nähe des Hotels im Chapultepec-Park befindet. Dort lernen wir einiges über die Kultur und Lebensweise der Ureinwohner Mexikos.
Statue
Statue
Das Museum ist riesengroß und wir sehen nur einen kleinen Bruchteil der Ausstellungen.

Anschließend fahren wir zur Zentrale des Reiseveranstalters. Dort haben wir ein wenig Zeit, uns ein Mittagessen zu besorgen. Dann geht es weiter auf die nächste Tour.

Agavenverarbeitung
Agavenverarbeitung
Die führt uns erst einmal in nördlicher Richtung aus der Stadt heraus. Wir durchqueren zunächst die schmutzigeren Teile der Stadt, dann die schon etwas wohnlicheren Vororte. Schließlich kommen wir in Teotihuacan an. Dort wird uns zunächst einmal erklärt, was die Mexikaner alles aus der ``blauen Agave'' (trotz ihres Aussehens kein Kaktus, sondern aus der Familie der Liliengewächse) machen können:
Souvenirladen in Teotihuacan
Souvenirladen in Teotihuacan
Fruchtsaft, Tequila, Webstoffe, Papier, Nadel (die Blattspitze) und Faden. Dann erklärt man uns noch, wie man bei Souvenirs handgefertigtes von Fabrikware unterscheidet und überläßt uns dann die Qual der Wahl im Souvenirladen.

Blick von der Sonnen- zur Mondpyradmide
Blick zur Mondpyradmide
Dann geht es weiter zu der Sonnen- und der Mondpyramide. Auf erstere steigen einige hinauf (ich natürlich auch), was einem einer alten Legende nach 10 zusätzliche Lebensjahre bescheren soll. Alle Pyramiden hier wurden ohne Metallwerkzeuge erbaut; zur Bearbeitung der Steine standen also nur Steine selbst zur Verfügung.

Fruchtbarkeitspyramide
Fruchtbarkeitspyramide
Als es schon zu dämmern beginnt, schauen wir uns noch den Tempel einer Fruchtbarkeitsgöttin an. An dieser Stelle sind insgesamt sieben Pyramiden aufeinandergebaut worden: Immer, wenn eine Gottheit an Bedeutung verlor, bekam die Pyramide eine neue Schicht obendrauf, und fertig war die Pyramide für einen neuen Gott.
Ben posiert
Ben posiert
Die Pyramiden in dieser Gegend sind zufällig gefunden worden; man hatte sich vorher einfach für Berge gehalten. Wenn die Steine nicht ständig gereinigt werden, ist eine Pyramide hier innerhalb kurzer Zeit wieder zugewachsen.

Wolken über Teotihuacan
Wolken
Zuletzt erfahren wir noch vom allerneuesten Fund in dieser Gegend: Etwas abseits von einer Pyramide wurden einige Skelette gefunden; die Verletzungen zeigen erstmalig, daß es hier auch Menschenopfer gegeben haben muß. Die archäoligischen Untersuchungen sind aber noch nicht abgeschlossen.

Jungfrau von Guadalupe
Jungfrau von Guadalupe
Auf der Rückfahrt zum Hotel machen wir noch einen Stopp am wichtigsten Wallfahrtsort des katholischen Lateinamerikas. In einer Kirche ist das Bild der Jungfrau von Guadalupe untergebracht. Jeder katholische Mexikaner kommt mindestens einmal im Jahr hierher, und in jeder Stadt gibt es mindestens einen Schrein, der ihr gewidmet ist.
Gottesdienst
Gottesdienst
In der Kirche hier gibt es stündlich Gottestdienste, rund um die Uhr.

Abends präsentiere ich die Kakerlake von heute morgen an der Rezeption des Hotels.
Blick aus dem Hotelzimmer bei Nacht
Blick nach draußen bei Nacht
Die anfängliche Verwunderung des Personals weicht schnell einem Schmunzeln. Dennoch nimmt man die Sache ernst, und ein kurzes Telefonat mit einer höheren Hotelinstanz ergibt, daß man mir anbietet, eine Übernachtung von der Rechnung zu streichen. Ich willige ein. Die Kakerlake wird als Beweismittel beschlagnahmt; die Serviette mit meiner Zimmernummer beschriftet. Als ich der Rezeption den Rücken kehre, wird aus dem Schmunzeln ein Gelächter ...

Sonntag, 9. September 2001 (Mexico City, Gualdalajara, San Francisco International Airport, Menlo Park)

Fahrraddemo
Fahrraddemo
Morgens erstmal Auschecken im Hotel; mein Gepäck lasse ich aber noch hier, denn bis zum Rückflug ist noch Zeit für eine weitere Bustour. Der Start gestaltet sich als etwas schwierig, da eine große Fahrraddemonstration zu Ehren des Nationalfeiertages in diesem Monat die Hauptstraße für eine Viertelstunde blockiert.

Stadion der Universität
Stadion der Universität
Dann geht es los, diesmal nach Süden. Wir sehen ein altes Aquädukt, eine Stierkampfarena (nur von außen), einen 24-Stunden-Blumenmarkt, die Universität und das Stadion der Universität. Im Moment ist es hier sehr voll, da demnächst hier ein Fußballspiel beginnt. Auch die Olympischen Spiele waren hier einmal. Außerdem fahren wir noch durch einige Stadtteile (Pedregal (Lava Gardens), San Angel), in denen die reiche Oberschicht der Stadt wohnt.

Bootsfahrt
Bootsfahrt
Abschließend geht es noch auf eine Bootsfahrt in Xochimilco: Nach dem obligatorischen Marktbesuch zum Souvenirkauf besteigen wir eines von zahlreichen buntbemalten handbetriebenen (Antriebsform: Staken) Plattbodenschiffen. Darauf gondeln wir dann eine Stunde auf einem Fluß herum. Heute ist besonders viel los, da sonntags hier nicht nur Touristen anzutreffen sind, sondern auch einheimische (Groß-)Familien, die hier auf gecharterten Booten einen geselligen Familientreff oder Geburtstag oder einfach nur einen netten Nachmittag feiern.

Zuschauer am Ufer
Zuschauer am Ufer
Essen und Musik bringt man sich entweder selbst mit, oder man macht von den zahlreichen Dienstleistern gebrauch, die hier auf eigenen Schiffen herumfahren. Es gibt Essen jeglicher Art (viele Boote sind mit Grill ausgestattet), Musik von Mariachi-Kapellen, Gesang und natürlich wieder Souvenirs, von Bonsai-Bäumen bis zu Wandteppichen ist alles verfügbar. Insgesamt ein recht buntes Treiben auf dem Wasser, daß eigentlich auch nicht langweilig wird, auch wenn man die angebotenen Sachen verschmäht.

Platz vor dem Hotel
Platz vor dem Hotel
Schließlich geht es zurück ins Hotel, ich hole mein Gepäck, und das Abenteuer der Rückreise kann beginnen ...

Zum Flughafen fahre ich mit einem Taxi, das ich mir mit Tim teile, einem Studenten aus Berkeley, der den gleichen Flug wie ich nach San Francisco hat. Erstmal geht auch alles glatt. Aber als wir dann im Flugzeug sitzen, fangen die Probleme an.

Fahrzeuge am Flugzeug
Fahrzeuge am Flugzeug
18:39 Der Kapitän meldet sich und teilt mit, daß ein Computer ausgefallen ist. Spezialisten versuchen, ihn neuzustarten oder auszutauschen. Draußen in Regen stehen jede Menge Fahrzeuge herum, vermutlich voller Spezialisten ...

19:18 Das Problem ist gefunden. Ein Sensor an den ``Flaps'' ist ausgefallen.

19:36 Der Sensor am rechten Flügel soll ausgetauscht werden. Dauer: 40 Minuten.

Blick aus dem nächsten Flugzeug
Blick aus dem 2. Flugzeug
19:50 Der Kapitän teilt mit, daß dieses Flugzeug erstmal nicht mehr fliegen wird. Wir müssen in einen anderen Flug nach San Francisco umsteigen. Allerdings hat der noch eine Zwischenlandung in Gualdalajara. Diese doch sehr wichtige Durchsage erfolgt nur auf Spanisch, nicht wie sonst auch auf Englisch.

20:38 Abflug MX 972 nach San Francisco über Gualdalajara.

Flugfutter
Flugfutter
21:36 Landung in Gualdalajara.

22:23 Start.

22:24 Ein Mobiltelefon klingelt ...

23:43 (PDT) Mit drei Stunden Verspätung landen wir auf dem San Francisco International Airport.

Montag, 10. September 2001 (San Francisco International Airport, Menlo Park)

Terminal des San Francisco International Airport
Terminal SFO International
00:42 Draußen vor dem Flughafenterminal steige ich in einen Shuttlebus, der mehrere Fluggäste in der Gegend verteilen wird. Ich habe Glück und bin der erste, der abgeliefert wird.

01:20 Gute Nacht, Amerika.

Mittags stelle ich fest, daß mein Fahrrad vorne platt ist: ein kleiner Dorn ist der Übeltäter. Einmal aufpumpen langt aber für eine 2-Meilen-Strecke. Abends auf Video: ``Hannibal''. Blutig.

Dienstag, 11. September 2001 (Menlo Park)

Ben auf der Brooklyn Bridge; im Hintergrund die World Trade Center 1 und 2 (Juli 2000)
Brooklyn Bridge, Juli 2000
06:50 Ich werde wach, da sich Heidi und Jake aufgeregt im Wohnzimmer unterhalten. Es fallen Worte wie ``plane crash'' und ``Oh my God!''

06:59 Ein wenig später schalte ich mein Radio ein, um wie üblich die 7-Uhr-Nachrichten zu hören. Ein Flugzeug soll in einen der Türme des World Trade Center in New York City gestürzt sein.

07:01 Ich stehe auf und starte das TV-Programm auf meinem Notebook. CNN zeigt Livebilder von den brennenden und später zusammenfallenden Türmen, und auch Bilder vom Pentagon. Ich rufe erstmal zuhause an, daß hier alles in Ordnung ist. Später dann zur Arbeit. Auf dem Rückweg fallen mir Plakate an der presbyterianischen Kirche auf: ``ALL WELCOME - OPEN FOR PRAYER''

Abends schauen wir dann recht lange die Fernsehnachrichten und diskutieren über die ganze Sache.

Mittwoch/Donnerstag, 12./13. September 2001 (Menlo Park)

Zwei fast ganz normale Tage. Aber es wird die 19fache Zahl an USA-Flaggen verkauft als sonst. Und es fällt auf, daß kein Flugzeug am Himmel ist ...

Freitag, 14. September 2001 (Menlo Park, Mountain View)

Das abendliche Kochen fällt mangels Beteiligung aus. Jake und ich gehen ins Kino und schauen ``Apocalypse Now Redux'', ein verlängerter Neuschnitt des Antikriegsfilms ``Apocalypse Now'' aus dem Jahre 1979. Beeindruckend.

Sonnabend, 15. September 2001 (Menlo Park, Palo Alto)

Stanford Theatre in Palo Alto
Stanford Theatre
Bei Walgreens in Palo Alto tönt es recht ungewöhnlich aus den Leutsprechern: statt der üblichen Dudelmusik gibt es Tondokumente der Mondlandung (``It's one small step for [a] man, one giant leap for mankind.''), Marschmusik, eine Aufnahme des Titels ``God Bless America'' aus den vierziger Jahren.

Als ich an der Kasse warte, kommt eine ältere Frau in den Laden und sagt: ``How great is it to hear music like this.'' Dann bemerkt sie wohl mein verwundertes bis entsetztes Gesicht und ergänzt: ``Except for those who do not appreciate that.''

Abends grillen wir Hamburger und Maiskolben; auf Video schauen wir ``Joe Dirt''. Albern, aber gut.

Sonntag, 16. September 2001 (Menlo Park)

Telefonieren, Wochenmarkt, Reisebericht schreiben, Video: ``Pay It Forward''. Gut.

Montag, 17. September 2001 (Menlo Park)

Ich buche den Flug und das Hotel für meinen Kurzurlaub mit Konzertbesuch in Washington, DC.

Dienstag, 18. September 2001 (Menlo Park)

Der heutige Tag steht ganz unter dem Zeichen von Tori Amos. Ihr neues Album mit dem Titel ``Strange Little Girls'' gibt es in den USA seit heute zu kaufen. Abends hat sie dann einen Fernsehauftritt in der ``Late Show with David Letterman''. Dort spielt sie vom neuen Album, welches ausschließlich Covertitel in einer zumeist recht eigenwilligen Interpretation enthält, den Titel ``Time''. Das Original ist übrigens von Tom Waits.

Mittwoch, 19. September 2001 (Menlo Park)

Abends bin ich zum ersten Mal in einer Kneipe namens B.B.C. (British Bankers Club) in Menlo Park.

Donnerstag, 20. September 2001 (Menlo Park)

Nicht viel los. Morgens gibt es noch einen Fernsehauftritt von Tori Amos.

Freitag, 21. September 2001 (Menlo Park)

Spätzleproduktion
Spätzleproduktion
Abends wird gekocht; diesmal sind Maria und Harald als Gastköche eingeladen. Es gibt Käsespätzle und Salat, hervorragend. Während der Zubereitung erfreuen Jake (Gitarre, Gesang) und Alex (Schlagzeug) mich mit zwei Songs von Tori Amos, ``Silent All These Years'' und ``Time''. Beim Essen schauen wir dann ``Enemy of the State'' (``Staatsfeind Nr. 1''). Teilweise ist dieser Film etwas unrealistisch, aber vieles ist hier in den letzten 10 Tagen bittere Realität geworden.

Sonnabend, 22. September 2001 (Menlo Park, San Francisco)

Gegen Abend wird gegrillt; und wir schauen auf Video ``200 Cigarettes''. Später fahre ich dann noch mit Quan und zwei seiner Surfkollegen (Lawrence und Zed) nach San Francisco. Dort gehen wir in einen Club namens ``Jillian's'', der im Unterhaltungszentrum ``Sony Metreon'' untergebracht ist.

Sonntag, 23. September 2001 (Menlo Park)

Abends schauen wir ``subUrbia''. Phasenweise brillant; eine Szene ist so gut, daß wir sie gleich achtmal anschauen.

Montag, 24. September 2001 (Menlo Park)

Es braut sich was zusammen ...
Es braut sich was zusammen
Meine letzte Arbeitswoche hier. Vormittags telefoniere ich mit Pacific Bell, damit am Sonnabend mein Telefonanschluß abgeschaltet wird. Danach melde ich mich auch noch bei meinem Internet-Provider ab; es bleibt mir ja noch der Modemzugang über SRI, der sowieso viel zuverlässiger ist.

Als ich auf dem Rückweg bin, ziehen von allen Seiten heftige Gewitter auf. Kurze Zeit später gibt es dann auch einen Sturzregen, und ich werde richtig naß. Zuletzt hat es hier am 25. Juni geregnet.
Blick aus dem Bürofenster
Blick vom Bürofenster

Dienstag, 25. September 2001 (Menlo Park)

Heute ist es erstaunlich warm, und es bleibt trocken. Abends fange ich schonmal an, einen Koffer zu packen, da ich am Donnerstag und Freitag nicht viel Zeit haben werde.

Mittwoch, 26. September 2001 (Menlo Park)

Abends gibt es im Fernsehen den zweistündigen Pilotfilm der neuen ``Star Trek''-Serie namens ``Enterprise''. Sieht ganz ansehnlich aus. Ein deutscher Ausstrahlungstermin ist noch nicht bekannt.

Donnerstag, 27. September 2001 (Menlo Park)

Morgen ist mein letzter Tag bei SRI International. Daher backe ich noch zwei Bleche Abschiedsapfelkuchen. Der Kuchen auf einem Blech ist leider etwas angebrannt.

Freitag, 28. September 2001 (Menlo Park)

Morgens leihe ich mir Jakes Auto aus, damit ich den Kuchen zu SRI bringen kann. Den gibt es dort nachmittags zu futtern. Dann packe ich meine Sachen im Büro zusammen, schicke ein paar letzte EMails und verlasse vorerst zum letzten Mal das SRI-Gebäude mit einem großen Karton voller Kram, den ich auch noch irgendwann irgendwie in meinem Gepäck unterbringen muß.

Abends ist dann wieder Kochen angesagt. Diesmal kommen ziemlich viele Leute, für mich ist es sowas wie eine Abschiedsparty. So, und in 7 Minuten wird mein Telefon abgeschaltet, daher werde ich mal zusehen, daß das hier noch ins WWW kommt. Daß ich in den nächsten zwei Wochen hier täglich berichten kann, ist eher unwahrscheinlich. An dieser Stelle mal einen herzlichen Gruß an meine treuen Leser!

Sonnabend, 29. September 2001 (Menlo Park, Yosemite National Park, Bishop)

Morgens ist Harald so nett und fährt mich zum Flughafen in San Francisco, wo ich meinen Mietwagen abhole. Ich fahre wieder zurück, packe meine letzten Sachen zusammen und räume das Zimmer vollständig leer. Jake ``borgt'' mir noch seine Earthlink-Zugangskennung, damit ich vielleicht auch von unterwegs ins Internet kann.

Blick aus dem Auto
Blick aus dem Auto
Gegen Mittag fahre ich noch kurz einkaufen und dann zum Yosemite National Park. Dort war ich zwar schon im letzten Jahr, aber es liegt halt auf dem Weg. Dort besorge ich mir dann gleich einen Paß für $50, der ein Jahr lang für alle Nationalparks der USA gilt.

See
See
Für die Übernachtung habe ich ein Zimmer im Motel 6 in Bishop (zwischen Yosemite und Death Valley) reserviert, aber irgendwer hat die Anmeldung verschlampt, und es sind keine Zimmer mehr frei. Ich bekomme dann noch ein Zimmer im Days Inn.

Heute zurückgelegte Strecke: 316 Meilen (506 km).

Sonntag, 30. September 2001 (Bishop, Death Valley National Park, Las Vegas)

Ich stehe mal wieder viel zu spät auf. Frühstück gibt's immerhin kostenlos. Dann geht es erstmal ein Stück nach Süden, später dann nach Osten in den Death Valley National Park.

Sanddünen im Death Valley
Sanddünen im Death Valley
Ben am Zabriskie Point
Ben am Zabriskie Point
Das Fahren ist heute wesentlich angenehmer als gestern. Es ist nicht ganz so kurvig, und es ist nicht sehr viel los. Besonders im Death Valley selbst ist häufiger für eine sehr lange Zeit kein einziges Auto zu sehen. Die Höhenunterschiede der Straßen sind wirklich beträchtlich, von 1500 m über bis 80 m unter dem Meeresspiegel ist alles dabei.

Obwohl es eigentlich ein kleiner Umweg auf meiner geplanten Strecke ist, schaue ich noch kurz am Zabriskie Point vorbei, einem Aussichtspunkt, der einigen vielleicht aus dem gleichnamigen Film bekannt ist.

Panoramablick vom Zabriskie Point
Panoramablick vom Zabriskie Point

Sonnenuntergang im Innenspiegel
Sonnenuntergang
Gegen Sonnenuntergang verlasse ich dann den Nationalpark und fahre über die Grenze nach Nevada. Daß ich gerade Kalifornien verlassen habe, merke ich nur daran, daß einige Straßenschilder etwas anders aussehen.

Stau auf dem Las Vegas Boulevard
Las Vegas Boulevard: Stau
Schließlich komme ich in Las Vegas an. Auf dem Weg zum Motel in der Freemont Street komme ich an den ganzen großen Kasinos verbei. Da ich schon letztes Jahr hier war, verzichte ich völlig auf die üblichen Attraktionen hier. Ich gehe nur kurz raus, um mir ein Sandwich zu besorgen.

Heute zurückgelegte Strecke: 347 Meilen (556 km).


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Last modified: 2003-12-21 14:32:02 CET (+0100)