Reisebericht
USA und Mexico City
März-Oktober 2001
September 2001
Der letzte Arbeitsmonat bei SRI brachte unter anderem Kajakpaddeln und eine
Dienstreise nach Mexico City mit sich.
Sonnabend, 1. September 2001 (Menlo Park, Palo Alto, San Francisco)
Mein Mietwagen |
Um am verlängerten Labor-Day-Wochenende ein wenig die entferntere Umgebung zu
erkunden, besorge ich mir einen Mietwagen. Den kann ich dann am Flughafen
lassen, wenn es am Dienstag nach Mexico City geht. Nachmittags Wäsche waschen
und faul sein, gegen abend ein wenig Basketball (Freiwurfquote etwa 60%).
Abends fahre ich noch nach San Francisco. Irgendwie haben noch nicht alle die
Stadt für einen Kurzurlaub verlassen, es ist recht voll. Dennoch ist es nicht
zu schwer, einen Parkplatz zu finden. Sehr spät fahre ich wieder zurück.
Sonntag, 2. September 2001 (Menlo Park, Monterey, Gilroy)
Stau |
Eigentlich wollte ich heute recht früh nach Monterey aufbrechen, aber irgendwie
ist es dann doch fast Mittag, bevor ich loskomme. Es ist zwar viel Verkehr,
aber man kommt noch irgendwie durch. Insgesamt stehe ich heute etwa
30 Minuten im Stau.
Der Hafen von Monterey |
Im völlig überfüllten Monterey parke ich beim Kanuverleih am Hafen
(Parkplatz $5/Tag).
Herumpaddeln wäre natürlich ganz nett, aber in dem Laden erfahre ich,
daß es etwas nördlich von hier eine bessere Möglichkeit dafür gibt. Also gehe
ich erstmal ins Monterey Bay Aquarium. Das ist 2 km entfernt, aber auf
eine erneute Parkplatzsuche habe ich keine Lust, und so gehe ich zu Fuß
dorthin.
Monterey Bay Aquarium |
Das Aquarium ist sehr interessant und bietet allerlei für groß und klein:
Algen, Tang, Muscheln, Otter, Fische, Haie, Vögel, Poster, T-Shirts, CDs und
einen mechanischen Gezeitensimulator für die Technikinteressierten. Als ich das
Aquarium verlasse, steht fest, daß ich in dieser Gegend noch einen Tag länger
bleibe. Daher mache ich erstmal eine telefonische Hotelreservierung. Ich bin
gut vorbereitet und habe einen Katalog der ``Motel 6''-Kette dabei.
Motel 6 in Gilroy hat noch ein freies Zimmer.
Nebel am Pazifik |
Aber noch ist etwas Zeit, bevor es dunkel wird. Also fahre ich noch den
17-Mile-Drive entlang, der an besonders schönen Landschaften entlangführen
soll. Es ist etwas neblig, aber trotzdem ganz nett. Entlang der Straße wird an
vielen der Luxusvillen gebaut, die es hier zuhauf gibt.
Stau im Dunkeln |
Einen Teil ihres Reichtums verdanken die bestimmt den $8, die die Benutzung des
17-Mile-Drive kostet.
Als es dann ganz dunkel ist, fahre ich nach Gilroy, wo ich im Motel 6
einkehre. Auf dem Weg dorthin gibt wieder einen kleinen Stau. In Gilroy findet
diesen Monat das jährliche Knoblauchfestival statt, was man auch deutlich
riechen kann.
Montag, 3. September 2001 (Gilroy, Moss Landing, Menlo Park)
Kajakverleih
am Highway 1 |
Das Motel hat noch nicht einmal Schampoo, und als Frühstücksersatz gibt es nur
Kaffee. Von ersterem habe ich zum Glück noch eine Portion vom Hotel Terminus in
Grenoble. Letzteres wird substituiert durch Automatenfutter.
Fischfang im Sturzflug |
Dann geht es los zum ``Elkhorn Slough'', einer Bucht des Pazifiks in der Nähe
von Moss Landing. Dort miete ich ein Kajak und paddle einige Stunden herum. Die
Landschaft kann kaum mit den mir bereits bekannten Paddelgewässern (z.B. in Schweden und Frankreich)
kaum konkurrieren, doch die Fauna ist schon recht beeindruckend.
Startphase
eines Pelikans |
Um einen herum stürzen sich ständig braune Pelikane (pelecanus occidentalis)
ins Wasser, um sich einen Fisch zu schnappen. Das Geräusch eines in wenigen
Metern Abstand vorbeifliegenden Vogelschwarms kannte ich bisher auch noch
nicht. Und überall schwimmen Otter herum. Auf Englisch heißen diese übrigens
``Otter''.
Gegen 14 Uhr mache ich mich dann auf den Rückweg. Wenig Probleme mit
Stau. Morgen werde ich nach Mexico City fliegen, um die Konferenz
ISIC 2001 zu besuchen.
Dienstag, 4. September 2001 (Menlo Park, San Francisco International
Airport, Mexico City)
07:00 Wecker. Radio an, Nachrichten hören: HP will Compaq aufkaufen.
07:10 Aufstehen etc., dann fahre ich doch noch kurz zu SRI. 09:09 Los zum
Flughafen San Francisco. 09:43 Am Flughafen gebe ich den Mietwagen
ab. Insgesamt bin ich 360 Meilen (577 km) gefahren.
Mein Flugzeug |
Das Einchecken für den Flug geht recht schnell, allerdings mache ich mir etwas
Sorgen darüber, daß mein I-94-Kärtchen, welches ich für die Wiedereinreise in
die USA benötige, meinem Reisepaß entnommen und an meine Bordkarte angeheftet
wurde. Man geht wohl davon aus, daß ich nicht zurück will. Daher frage ich
später am Ausgang nochmal nach. Die Dame wirft einen kurzen Blick auf Bordkarte
und Paß, fragt dann in fehlerfreiem Deutsch: ``Wie lange bleiben Sie in
Mexiko?'' - ``Eine Woche.'' Ohne weiteren Kommentar separiert sie mit einem
Ruck blitzschnell Bordkarte und I-94-Kärtchen und gibt mir beides einzeln
zurück. So einfach ist das.
Flugfutter |
Der Flug ist wenig spektakulär. Das Essen (pikantes Hühnchen mit Gemüsereis)
ist für Flugfutter sehr gut. Der Film an Bord ist
``Shrek'',
Szene aus ``Shrek'' |
ganz amüsant und verglichen mit Filmvorführungen auf anderen Flügen von
herausragender Bild- und Tonqualität. Weitere Beschäftigungen: Zoll- und
Einreiseformulare sowie eine Umfrage der United Airlines ausfüllen.
Am Flughafen von Mexico City geht die Abwicklung beim Zoll und bei der
Einreisebehörde recht schnell. Danach stürmen gleich Leute auf mich zu, die mir
ein Taxi besorgen wollen. Glücklicherweise bin ich darüber informiert, wie man
es richtig macht:
In der Nähe
des Hotels |
Ich gehe zu einem offiziellen Taxischalter in der Flughafenhalle (draußen gibt
es auch noch einen) und kaufe schon dort ein Ticket für eine Fahrt mit einem
offiziellen Flughafentaxi (weiß/gelb mit einem schwarzen Flugzeug darauf).
Draußen gehe ich dann an den etwas billigeren (aber u.U. gefährlichen) grünen
Taxis vorbei und nehme ein Flughafentaxi, welches mich zum Hotel bringt. Leider
spricht der Fahrer kein Englisch, so daß ich stumm seine rasende Fahrt durch
die Stadt genieße, die auch nicht langsamer wird, als heftiger Regen
einsetzt.
Zimmer 2708 |
Im Hotel Presidente
Inter-Continental wird dann eingecheckt, und ich gehe auf mein Zimmer 2708.
Kurz danach begebe ich mich eilig in die Konferenzräume, um noch den Rest
des Empfangs für die Konferenzteilnehmer mitzubekommen. Zu Essen ist aber schon
nichts mehr da, und Freigetränke gibt es nur gegen einen Gutschein, den ich
noch nicht habe, weil der bei den Konferenzunterlagen ist, die ich noch nicht
bekommen habe. Der entsprechende Tisch zur Anmeldung ist zwar noch besetzt,
aber man teilt mir lapidar mit, daß der jetzt geschlossen ist. Pappnasen.
Etwas hungrig gehe ich zu Bett.
Mittwoch, 5. September 2001 (Mexico City)
Morgens Frühstücksbuffet (incl. Trinkgeld umgerechnet etwa 45 DM). Dann beginnt
die Doppelkonferenz CCA/ISIC 2001, die bis auf wenige Vorträge eher
langweilig ist. Mittags esse ich nicht im Hotel (unbezahlbar), sondern gehe mit
ein paar Leuten in ein Restaurant in der Nähe, wo es sehr gutes Essen (ich esse
Tostada) recht günstig gibt.
Blick vom Hotelzimmer |
Abends gibt es Gewitterregen. Die Wassermassen in den Straßen können die Leute
aber kaum davon abhalten, ihren Fahrstil zu ändern. Die Polizei versucht, etwas
Ordnung zu schaffen. Deren Lautsprecherdurchsagen hört man sogar hier im
20. Stock.
Donnerstag, 6. September 2001 (Mexico City)
Heute brauche ich das Frühstück nicht zu bezahlen, da die Vortragenden am Tag
ihres Vortrags ein gemeinsames Frühstück gestellt bekommen.
Mein Mittagessen |
Mein Vortrag läuft recht gut, und die Leute scheinen auch interessiert zu
sein.
Mittags wieder ein Restaurant in der Nähe. Das Essen ist recht gut, auch wenn
das Fleisch etwas nach ``vom LKW überrollt'' aussieht.
Der Hauptgang |
Abends gibt es das Konferenzdinner. Die vielen Tische und Stühle sehen sehr
eindrucksvoll aus. Das Essen ist recht gut, aber nicht besonders spektakulär.
Neben dem Essen werden noch einige Reden gehalten und etliche Preise
verliehen.
Freitag, 7. September 2001 (Mexico City)
Park im Regen |
Die Konferenz geht nur bis etwa 13 Uhr, danach mache ich mich nach mit einigen
Kollegen zunächst zu einem günstigen Mittagessen und danach ins Stadtzentrum
auf. Die U-Bahn ist hier sehr billig; ein Ticket kostet umgerechnet etwa 50
Pfennige.
Markt unter Wasser |
Im Zentrum schauen wir uns auf einem Markt um, wo zahlreiche Dinge (meist
handwerkliche Produkte) an Touristen verschachert werden. Da es schon seit
einiger Zeit recht stark regnet, sind Teile des Markts so hoch überschwemmt,
daß man dort nicht mehr trockenen Fußes durchkommt.
Extrem volle U-Bahn |
Auf der Rückfahrt wird es noch ganz interessant: Die U-Bahn ist so stark
überfüllt, daß wir erst die 3. U-Bahn besteigen, die ankommt, und selbst
dann kommt nur ein Teil von unserer Gruppe mit; der Rest fährt mit der
4. U-Bahn.
Blick nach draußen
bei Nacht |
Abends gehen wir noch essen, diesmal Fisch. Das Restaurant ist nicht schlecht,
hat aber einige Schwierigkeiten, für einen meiner Kollegen eine vegetarische
Mahlzeit zusammenzustellen.
Sonnabend, 8. September 2001 (Mexico City, Teotihuacan)
Kakerlake |
Morgens entdecke ich im Bad eine Kakerlake. Die ist zwar nicht so groß wie die
letztes Jahr in New York City, aber
dennoch
meiner Meinung nach nicht angemessen für so ein teures Hotel (dreimal so teuer
wie das in New York City). Ich töte das Tier sorgfältig und bewahre es erst
einmal in einer Papierserviette auf.
Wandmalereien |
Heute stehen für mich zwei Bustouren an: Eine Stadtrundfahrt und ein Besuch bei
den Pyramiden nördlich von Mexico City. Morgend fahren wir zunächst ins
Stadtzentrum zum großen Platz (Zocalo), umringt von allerlei wichtigen
Gebäuden. Im Nationalpalast bestaunen wir die zahlreichen Wandgemälde, die die
politische, kulturelle und religiöse Geschichte Mexikos beschreiben.
Altar in der
Kathedrale |
Dann werfen wir einen Blick in die Kathedrale, in der bei der Dekoration mit
Gold nicht gerade gespart wurde. Ein sinnloser Stopp ist der Besuch bei einem
Laden, der so ziemlich alle vorstellbaren Souvenirs anbietet, von Mamortischen
bis hin zu ausgestopften Fröschen, die als Mariachi-Band dekoriert sind.
Der ``Kalender'' |
Den Abschluß der ersten Tour bildet ein Besuch im anthropologischen Museum, das
sich ganz in der Nähe des Hotels im Chapultepec-Park befindet. Dort lernen wir
einiges über die Kultur und Lebensweise der Ureinwohner Mexikos.
Statue |
Das Museum ist riesengroß und wir sehen nur einen kleinen Bruchteil der
Ausstellungen.
Anschließend fahren wir zur Zentrale des Reiseveranstalters. Dort haben wir ein
wenig Zeit, uns ein Mittagessen zu besorgen. Dann geht es weiter auf die
nächste Tour.
Agavenverarbeitung |
Die führt uns erst einmal in nördlicher Richtung aus der Stadt heraus. Wir
durchqueren zunächst die schmutzigeren Teile der Stadt, dann die schon etwas
wohnlicheren Vororte. Schließlich kommen wir in Teotihuacan an. Dort wird uns
zunächst einmal erklärt, was die Mexikaner alles aus der ``blauen Agave''
(trotz ihres Aussehens kein Kaktus, sondern aus der Familie der Liliengewächse)
machen können:
Souvenirladen in
Teotihuacan |
Fruchtsaft, Tequila, Webstoffe, Papier, Nadel (die Blattspitze) und Faden. Dann
erklärt man uns noch, wie man bei Souvenirs handgefertigtes von Fabrikware
unterscheidet und überläßt uns dann die Qual der Wahl im Souvenirladen.
Blick zur
Mondpyradmide |
Dann geht es weiter zu der Sonnen- und der Mondpyramide. Auf erstere steigen
einige hinauf (ich natürlich auch), was einem einer alten Legende nach 10
zusätzliche Lebensjahre bescheren soll. Alle Pyramiden hier wurden ohne
Metallwerkzeuge erbaut; zur Bearbeitung der Steine standen also nur Steine
selbst zur Verfügung.
Fruchtbarkeitspyramide |
Als es schon zu dämmern beginnt, schauen wir uns noch den Tempel einer
Fruchtbarkeitsgöttin an. An dieser Stelle sind insgesamt sieben Pyramiden
aufeinandergebaut worden: Immer, wenn eine Gottheit an Bedeutung verlor, bekam
die Pyramide eine neue Schicht obendrauf, und fertig war die Pyramide für einen
neuen Gott.
Ben posiert |
Die Pyramiden in dieser Gegend sind zufällig gefunden worden; man
hatte sich vorher einfach für Berge gehalten. Wenn die Steine nicht ständig
gereinigt werden, ist eine Pyramide hier innerhalb kurzer Zeit wieder
zugewachsen.
Wolken |
Zuletzt erfahren wir noch vom allerneuesten Fund in dieser Gegend: Etwas
abseits von einer Pyramide wurden einige Skelette gefunden; die Verletzungen
zeigen erstmalig, daß es hier auch Menschenopfer gegeben haben muß. Die
archäoligischen Untersuchungen sind aber noch nicht abgeschlossen.
Jungfrau von Guadalupe |
Auf der Rückfahrt zum Hotel machen wir noch einen Stopp am wichtigsten
Wallfahrtsort des katholischen Lateinamerikas. In einer Kirche ist das Bild der
Jungfrau von Guadalupe untergebracht.
Jeder katholische Mexikaner kommt mindestens einmal im Jahr hierher, und in
jeder Stadt gibt es mindestens einen Schrein, der ihr gewidmet ist.
Gottesdienst |
In der Kirche hier gibt es stündlich Gottestdienste, rund um die Uhr.
Abends präsentiere ich die Kakerlake von heute morgen an der Rezeption des
Hotels.
Blick nach draußen
bei Nacht |
Die anfängliche Verwunderung des Personals weicht schnell einem Schmunzeln.
Dennoch nimmt man die Sache ernst, und ein kurzes Telefonat mit einer höheren
Hotelinstanz ergibt, daß man mir anbietet, eine Übernachtung von der Rechnung
zu streichen. Ich willige ein. Die Kakerlake wird als Beweismittel
beschlagnahmt; die Serviette mit meiner Zimmernummer beschriftet. Als ich der
Rezeption den Rücken kehre, wird aus dem Schmunzeln ein Gelächter ...
Sonntag, 9. September 2001 (Mexico City, Gualdalajara, San Francisco
International Airport, Menlo Park)
Fahrraddemo |
Morgens erstmal Auschecken im Hotel; mein Gepäck lasse ich aber noch hier, denn
bis zum Rückflug ist noch Zeit für eine weitere Bustour. Der Start gestaltet
sich als etwas schwierig, da eine große Fahrraddemonstration zu Ehren des
Nationalfeiertages in diesem Monat die Hauptstraße für eine Viertelstunde
blockiert.
Stadion der
Universität |
Dann geht es los, diesmal nach Süden. Wir sehen ein altes Aquädukt, eine
Stierkampfarena (nur von außen), einen 24-Stunden-Blumenmarkt, die Universität
und das Stadion der Universität. Im Moment ist es hier sehr voll, da demnächst
hier ein Fußballspiel beginnt. Auch die Olympischen Spiele waren hier einmal.
Außerdem fahren wir noch durch einige Stadtteile (Pedregal (Lava Gardens), San
Angel), in denen die reiche Oberschicht der Stadt wohnt.
Bootsfahrt |
Abschließend geht es noch auf eine Bootsfahrt in Xochimilco: Nach dem
obligatorischen Marktbesuch zum Souvenirkauf besteigen wir eines von
zahlreichen buntbemalten handbetriebenen (Antriebsform: Staken)
Plattbodenschiffen. Darauf gondeln wir dann eine Stunde auf einem Fluß herum.
Heute ist besonders viel los, da sonntags hier nicht nur Touristen anzutreffen
sind, sondern auch einheimische (Groß-)Familien, die hier auf gecharterten
Booten einen geselligen Familientreff oder Geburtstag oder einfach nur einen
netten Nachmittag feiern.
Zuschauer am Ufer |
Essen und Musik bringt man sich entweder selbst mit, oder man macht von den
zahlreichen Dienstleistern gebrauch, die hier auf eigenen Schiffen herumfahren.
Es gibt Essen jeglicher Art (viele Boote sind mit Grill ausgestattet), Musik
von Mariachi-Kapellen, Gesang und natürlich wieder Souvenirs, von Bonsai-Bäumen
bis zu Wandteppichen ist alles verfügbar. Insgesamt ein recht buntes Treiben
auf dem Wasser, daß eigentlich auch nicht langweilig wird, auch wenn man die
angebotenen Sachen verschmäht.
Platz vor dem Hotel |
Schließlich geht es zurück ins Hotel, ich hole mein Gepäck, und das Abenteuer
der Rückreise kann beginnen ...
Zum Flughafen fahre ich mit einem Taxi, das ich mir mit Tim teile, einem
Studenten aus Berkeley, der den gleichen Flug wie ich nach San Francisco hat.
Erstmal geht auch alles glatt. Aber als wir dann im Flugzeug sitzen, fangen die
Probleme an.
Fahrzeuge am Flugzeug |
18:39 Der Kapitän meldet sich und teilt mit, daß ein Computer
ausgefallen ist. Spezialisten versuchen, ihn neuzustarten oder auszutauschen.
Draußen in Regen stehen jede Menge Fahrzeuge herum, vermutlich voller
Spezialisten ...
19:18 Das Problem ist gefunden. Ein Sensor an den ``Flaps'' ist
ausgefallen.
19:36 Der Sensor am rechten Flügel soll ausgetauscht werden. Dauer: 40
Minuten.
Blick aus dem
2. Flugzeug |
19:50 Der Kapitän teilt mit, daß dieses Flugzeug erstmal nicht mehr
fliegen wird. Wir müssen in einen anderen Flug nach San Francisco umsteigen.
Allerdings hat der noch eine Zwischenlandung in Gualdalajara. Diese doch sehr
wichtige Durchsage erfolgt nur auf Spanisch, nicht wie sonst auch auf
Englisch.
20:38 Abflug MX 972 nach San Francisco über Gualdalajara.
Flugfutter |
21:36 Landung in Gualdalajara.
22:23 Start.
22:24 Ein Mobiltelefon klingelt ...
23:43 (PDT) Mit drei Stunden Verspätung landen wir auf dem San Francisco
International Airport.
Montag, 10. September 2001 (San Francisco International Airport, Menlo
Park)
Terminal SFO
International |
00:42 Draußen vor dem Flughafenterminal steige ich in einen Shuttlebus,
der mehrere Fluggäste in der Gegend verteilen wird. Ich habe Glück und bin der
erste, der abgeliefert wird.
01:20 Gute Nacht, Amerika.
Mittags stelle ich fest, daß mein Fahrrad vorne platt ist: ein kleiner Dorn ist
der Übeltäter. Einmal aufpumpen langt aber für eine 2-Meilen-Strecke. Abends
auf Video: ``Hannibal''. Blutig.
Dienstag, 11. September 2001 (Menlo Park)
Brooklyn Bridge,
Juli 2000 |
06:50 Ich werde wach, da sich Heidi und Jake aufgeregt im Wohnzimmer
unterhalten. Es fallen Worte wie ``plane crash'' und ``Oh my God!''
06:59 Ein wenig später schalte ich mein Radio ein, um wie üblich die
7-Uhr-Nachrichten zu hören. Ein Flugzeug soll in einen der Türme des World
Trade Center in New York City gestürzt sein.
07:01 Ich stehe auf und starte das TV-Programm auf meinem Notebook. CNN zeigt Livebilder von den
brennenden und später zusammenfallenden Türmen, und auch Bilder vom Pentagon.
Ich rufe erstmal zuhause an, daß hier alles in Ordnung ist. Später dann zur
Arbeit. Auf dem Rückweg fallen mir Plakate an der presbyterianischen Kirche
auf: ``ALL WELCOME - OPEN FOR
PRAYER''
Abends schauen wir dann recht lange die Fernsehnachrichten und diskutieren über
die ganze Sache.
Mittwoch/Donnerstag, 12./13. September 2001 (Menlo Park)
Zwei fast ganz normale Tage. Aber es wird die 19fache Zahl an USA-Flaggen
verkauft als sonst. Und es fällt auf, daß kein Flugzeug am Himmel ist ...
Freitag, 14. September 2001 (Menlo Park, Mountain View)
Das abendliche Kochen fällt mangels Beteiligung aus. Jake und ich gehen ins
Kino und schauen ``Apocalypse Now Redux'', ein verlängerter Neuschnitt des
Antikriegsfilms ``Apocalypse Now'' aus dem Jahre 1979. Beeindruckend.
Sonnabend, 15. September 2001 (Menlo Park, Palo Alto)
Stanford Theatre |
Bei Walgreens in Palo Alto tönt es recht ungewöhnlich aus den Leutsprechern:
statt der üblichen Dudelmusik gibt es Tondokumente der Mondlandung (``It's one
small step for [a] man, one giant leap for mankind.''), Marschmusik, eine
Aufnahme des Titels ``God Bless America'' aus den vierziger Jahren.
Als ich an der Kasse warte, kommt eine ältere Frau in den Laden und sagt: ``How
great is it to hear music like this.'' Dann bemerkt sie wohl mein verwundertes
bis entsetztes Gesicht und ergänzt: ``Except for those who do not appreciate
that.''
Abends grillen wir Hamburger und Maiskolben; auf Video schauen wir ``Joe Dirt''. Albern,
aber gut.
Sonntag, 16. September 2001 (Menlo Park)
Telefonieren, Wochenmarkt, Reisebericht schreiben, Video: ``Pay It Forward''.
Gut.
Montag, 17. September 2001 (Menlo Park)
Ich buche den Flug und das Hotel für meinen Kurzurlaub mit Konzertbesuch in
Washington, DC.
Dienstag, 18. September 2001 (Menlo Park)
Der heutige Tag steht ganz unter dem Zeichen von Tori Amos. Ihr neues Album mit dem Titel ``Strange Little
Girls'' gibt es in den USA seit heute zu kaufen. Abends hat sie dann einen
Fernsehauftritt in der ``Late Show with David Letterman''. Dort spielt sie vom neuen
Album, welches ausschließlich Covertitel in einer zumeist recht eigenwilligen
Interpretation enthält, den Titel ``Time''. Das Original ist übrigens von Tom
Waits.
Mittwoch, 19. September 2001 (Menlo Park)
Abends bin ich zum ersten Mal in einer Kneipe namens B.B.C. (British Bankers
Club) in Menlo Park.
Donnerstag, 20. September 2001 (Menlo Park)
Nicht viel los. Morgens gibt es noch einen Fernsehauftritt von Tori Amos.
Freitag, 21. September 2001 (Menlo Park)
Spätzleproduktion |
Abends wird gekocht; diesmal sind Maria und Harald als Gastköche eingeladen. Es
gibt Käsespätzle und Salat, hervorragend. Während der Zubereitung erfreuen Jake
(Gitarre, Gesang) und Alex (Schlagzeug) mich mit zwei Songs von Tori Amos,
``Silent All These Years'' und ``Time''. Beim Essen schauen wir dann ``Enemy of
the State'' (``Staatsfeind Nr. 1''). Teilweise ist dieser Film etwas
unrealistisch, aber vieles ist hier in den letzten 10 Tagen bittere Realität
geworden.
Sonnabend, 22. September 2001 (Menlo Park, San Francisco)
Gegen Abend wird gegrillt; und wir schauen auf Video ``200 Cigarettes''.
Später fahre ich dann noch mit Quan und zwei seiner Surfkollegen (Lawrence und
Zed) nach San Francisco. Dort gehen wir in einen Club namens ``Jillian's'', der im
Unterhaltungszentrum ``Sony Metreon'' untergebracht ist.
Sonntag, 23. September 2001 (Menlo Park)
Abends schauen wir ``subUrbia''. Phasenweise brillant; eine Szene ist so gut,
daß wir sie gleich achtmal anschauen.
Montag, 24. September 2001 (Menlo Park)
Es braut sich was zusammen |
Meine letzte Arbeitswoche hier.
Vormittags telefoniere ich mit Pacific Bell, damit am Sonnabend mein
Telefonanschluß abgeschaltet wird. Danach melde ich mich auch noch bei meinem
Internet-Provider ab; es bleibt mir ja noch der Modemzugang über SRI, der
sowieso viel zuverlässiger ist.
Als ich auf dem Rückweg bin, ziehen von allen Seiten heftige Gewitter
auf. Kurze Zeit später gibt es dann auch einen Sturzregen, und ich werde
richtig naß. Zuletzt hat es hier am 25. Juni geregnet.
Blick vom Bürofenster |
Dienstag, 25. September 2001 (Menlo Park)
Heute ist es erstaunlich warm, und es bleibt trocken. Abends fange ich schonmal
an, einen Koffer zu packen, da ich am Donnerstag und Freitag nicht viel Zeit
haben werde.
Mittwoch, 26. September 2001 (Menlo Park)
Abends gibt es im Fernsehen den zweistündigen Pilotfilm der neuen ``Star Trek''-Serie namens
``Enterprise''. Sieht ganz ansehnlich aus. Ein deutscher Ausstrahlungstermin
ist noch nicht bekannt.
Donnerstag, 27. September 2001 (Menlo Park)
Morgen ist mein letzter Tag bei SRI International. Daher backe ich noch zwei Bleche
Abschiedsapfelkuchen. Der Kuchen auf einem Blech ist leider etwas
angebrannt.
Freitag, 28. September 2001 (Menlo Park)
Morgens leihe ich mir Jakes Auto aus, damit ich den Kuchen zu SRI bringen kann. Den gibt es
dort nachmittags zu futtern. Dann packe ich meine Sachen im Büro zusammen,
schicke ein paar letzte EMails und verlasse vorerst zum letzten Mal das
SRI-Gebäude mit einem großen Karton voller Kram, den ich auch noch irgendwann
irgendwie in meinem Gepäck unterbringen muß.
Abends ist dann wieder Kochen angesagt. Diesmal kommen ziemlich viele Leute,
für mich ist es sowas wie eine Abschiedsparty. So, und in 7 Minuten wird
mein Telefon abgeschaltet, daher werde ich mal zusehen, daß das hier noch ins
WWW kommt. Daß ich in den nächsten zwei Wochen hier täglich berichten kann, ist
eher unwahrscheinlich. An dieser Stelle mal einen herzlichen Gruß an meine
treuen Leser!
Sonnabend, 29. September 2001 (Menlo Park, Yosemite National Park,
Bishop)
Morgens ist Harald so nett und fährt mich zum Flughafen in San Francisco, wo
ich meinen Mietwagen abhole. Ich fahre wieder zurück, packe meine letzten
Sachen
zusammen und räume das Zimmer vollständig leer. Jake ``borgt'' mir noch seine
Earthlink-Zugangskennung, damit ich vielleicht auch von
unterwegs ins Internet kann.
Blick aus dem Auto |
Gegen Mittag fahre ich noch kurz einkaufen und dann zum Yosemite National
Park. Dort war ich zwar schon im letzten Jahr, aber es liegt halt auf dem Weg.
Dort besorge ich mir dann gleich einen Paß für $50, der ein Jahr lang für alle
Nationalparks der USA gilt.
See |
Für die Übernachtung habe ich ein Zimmer im Motel 6 in Bishop (zwischen Yosemite und Death Valley)
reserviert, aber irgendwer hat die Anmeldung verschlampt, und es sind keine
Zimmer mehr frei. Ich bekomme dann noch ein Zimmer im Days Inn.
Heute zurückgelegte Strecke: 316 Meilen (506 km).
Sonntag, 30. September 2001 (Bishop, Death Valley National Park, Las
Vegas)
Ich stehe mal wieder viel zu spät auf. Frühstück gibt's immerhin
kostenlos. Dann geht es erstmal ein Stück nach Süden, später dann nach Osten in
den Death Valley National Park.
Sanddünen im
Death Valley |
Ben am Zabriskie Point |
Das Fahren ist heute wesentlich angenehmer als gestern. Es ist nicht ganz so
kurvig, und es ist nicht sehr viel los. Besonders im Death Valley selbst ist
häufiger für eine sehr lange Zeit kein einziges Auto zu sehen. Die
Höhenunterschiede der Straßen sind wirklich beträchtlich, von 1500 m über
bis 80 m unter dem Meeresspiegel ist alles dabei.
Obwohl es eigentlich ein kleiner Umweg auf meiner geplanten Strecke ist, schaue
ich noch kurz am Zabriskie Point vorbei, einem Aussichtspunkt, der einigen
vielleicht aus dem gleichnamigen Film bekannt ist.
Panoramablick vom
Zabriskie Point |
Sonnenuntergang |
Gegen Sonnenuntergang verlasse ich dann den Nationalpark und fahre über die
Grenze nach Nevada. Daß ich gerade Kalifornien verlassen habe, merke ich nur
daran, daß einige Straßenschilder etwas anders aussehen.
Las Vegas Boulevard:
Stau |
Schließlich komme ich in Las Vegas an. Auf dem Weg zum Motel in der Freemont
Street komme ich an den ganzen großen Kasinos verbei. Da ich schon letztes Jahr hier
war, verzichte ich völlig auf die üblichen Attraktionen hier. Ich gehe nur kurz
raus, um mir ein Sandwich zu besorgen.
Heute zurückgelegte Strecke: 347 Meilen (556 km).
Ben Lukoschus
(ben@lukoschus.de)
Last modified: 2003-12-21 14:32:02 CET (+0100)