3. Tag (Mi 11.09.96): Coulon -> Arçais

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Der Fluß ``Sèvre Niortaise''

Wie am Vortag bereits befürchtet, verlangte der Kanuverleiher unglaubliche Summen für das Ausleihen eines Kanus. Der Grund war offensichtlich: Normalerweise werden hier nur Tagestouristen für ein paar Stunden durch die nähere Umgebung geschippert; ein ganzer Tag war schon der längste Zeitraum auf der Preistafel. Während Kanuverleiher Paul standhaft behauptete, länger als zwei Tage unterwegs zu sein wäre völlig undenkbar, witterte sein Kollege Manuel das große Geld und meinte, man könnte sogar bis nach La Rochelle fahren.

Bei den verlangten Preisen fiel es uns einigermaßen leicht, nur vier Tage Kanu zu fahren und danach noch Paris für drei Tage unsicher zu machen. Wir handelten sie um 100 auf 500 Francs (ca. 37 DM/Tag) runter, zahlten mit Kreditkarte, verpackten unsere Sachen einigermaßen wasserdicht und machten uns unter den staunenden Blicken der Tagestouristen auf den Weg.

Zunächst ging es in einem wunderschönen Kanalsystem durch ein wunderschönes Waldgebiet, danach weiter Richtung Westen auf der ``Sèvre Niortaise'' (siehe Foto).

Die Fahrt nach Arçais dauerte etwa vier Stunden, wobei uns die gnadenlos glühenden Strahlen der Sonne etwas zu schaffen machten. Dort angekommen begann das, was in den nächsten Tagen zur selbstverständlichen Routine wurde: Vom Wasser aus den Campingplatz ausfindig machen, einen Landeplatz in der Nähe suchen und dann Gepäck und Kanu auf den Campingplatz schaffen. Dann wurde zunächst einmal der morgens gekochte und in eine Thermosflasche (die 1-Liter-Stahlausführung ``Castor XL'') gefüllte Tee getrunken und danach das Zelt aufgestellt.

Die Campingplätze waren alle erfreulich leer und billig. Der in Arçais hatte zudem die Eigenschaft, daß man deutlich die Kirchturmglocken hören konnte. Es gilt das erste Frankreich-Axiom:

Sei x eine ganze Zahl mit -1<x<24. Dann läuten die Kirchturmglocken in Arçais um x:30, x:56 und x:58 Uhr.

(Nachtrag am 14. Mai 2015: Nach über 18 Jahren erfahre ich per Zufall, daß in Frankreich ein solches Verhalten von Uhren mit Schlagwerk üblich ist. Die Idee des sogenannten Repetierwerkes dabei ist wohl, daß, falls man zur vollen Stunde durch die ersten Glockenschläge wach wird, evtl. einige Schläge verpaßt hat, dann aber zwei Minuten auf die Wiederholung der Schläge warten und so die Zeit zuverlässig bestimmen kann.)

[Inhalt]
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Fotos © 1996 by Ben Lukoschus
Ben Lukoschus < ben@lukoschus.de>
Ralf Huuck < rhu@informatik.uni-kiel.de>

Letzte Änderung dieser Seite: 14. Mai 2015